Ein Mann. Ein Cello. Moderne Technik. Und eine engagierte Ehefrau, die sich kurzerhand in die Finessen der Tontechnik einarbeitete …
Johannes Friedrich gab Mitte Januar 2020 sein 3. Konzert zugunsten unseres Fördervereins für krebskranke Kinder e.V. Köln. Die Einladung versprach „Rock, Pop and More“, denn unter seinem Künstlertitel „simply Cello“ zeigt er, wie mitreißend modern und vielseitig das Violoncello klingen kann.
Eilig herbeigebrachte zusätzliche Stühle im Gemeindesaal Tente in Wermelskirchen reichten bei Weitem nicht für das bunt gemischte Publikum. Um den Saal optimal zu beschallen, schaffte Familie Friedrich kurzerhand wenige Tage vor dem Konzert noch einen Subwoofer an.
Seine Frau Claudia erzählte im Intro auf der Bühne, dass Johannes „schon immer der Typ mit dem Cello war“, doch nach seiner klassischen Musikausbildung erst mal „den Bogen gestrichen voll“ hatte. Während seines Musikstudiums war die Grenzüberschreitung zu moderner Musik, oder gar profaner Popmusik, undenkbar. Doch schon damals träumte er von der Umsetzung moderner Interpretationen von Pop-, Rock- und Filmmusik „mit viel Technik und vielen Lichteffekten“.
Mit ihrer harmlosen Frage vor 3 Jahren, ob er sein seit 2 Jahrzehnten im Keller eingelagertes Cello nochmal spielen wolle, sei der Stein ins Rollen gekommen.
Nun konnte er durch die rasante Entwicklung der Tontechnik mit seiner wiederentdeckten Liebe zum Cellospielen komplett neue Klangwelten erzeugen – zunächst experimentierte er in seinem Proberaum im Keller. Irgendwann war das Konzept so ausgereift, dass er unter dem Stichwort „Pop, Rock & More covered by simply Cello“ seine Künste zu Trauungen und anderen Feierlichkeiten anbietet.
Dramatische Filmmusik und wummernde Beats
Vom ersten Takt an war das Publikum mitgerissen. Phil Collins „Against all odds“ und der Hit von Robbie Williams „Angels“ ergaben gefühlvolle Cover, bei der das verstärkte Cello die Instrumentalversion der Stücke begleitete.
In seinem Experimentierraum entwickelte Johannes Friedrich den Einsatz des Cellos weiter: für manche Stücke nahm er eine 2. Cellostimme auf, die er live nicht parallel spielen konnte. Er experimentierte mit sogenannten Loops – das sind spontane Aufnahmen von 8 Takten eines Musikstückes, von denen man beliebig viele immer wieder übereinander abspielen kann; ähnlich des Musters eines Kanons. So erzeugte er live inklusive des Rhythmus eine komplette Intonation des Welthits „viva la vida“ von Coldplay. Bombastische Klangwelten ergaben sich bei der Interpretation von Filmtiteln von Queen bis zu Disney-Produktionen.
Wichtig für den Künstler ist es, auch die andere Seite eines Cellos zu zeigen. Mit seinem elektrischen Cello kann er auch Stücke spielen, bei denen es „zur Sache geht“ – wie bei ACDC oder dem Generationenhit der 90er Jahre „smells like teen spirit“.
Aber eigentlich, so gab er schmunzelnd im persönlichen Gespräch preis, sei er schon ein „Schmuse-Cellist“.
In der Pause warb Claudia Friedrich um Spenden für unseren Förderverein.
Familie Friedrich ist selbst eine betroffene Familie. Ihr Sohn erkrankte mit 10 Jahren an Krebs. Von einem auf den anderen Tag veränderte die Diagnose ihre Welt. Mit ihren Worten beschrieb Claudia Friedrich auf der Bühne, wie sich das Leben in der Klinik anfühlte.
„Und da waren diese Lichtblicke“
Sie erzählte vom Duft der Kuchen auf Station, die einmal in der Woche im Elternhaus für die Patientenfamilien gebacken werden. Sie berichtete davon, wie es sich anfühlt, wenn in der allzu-wörtlich angespannten Lage ein Mitarbeiter des Elternhauses vorbeikommt mit einer Liste für eine kostenlose Massage. Auch wenn sie durch die Nähe ihres Wohnortes an die Uniklinik Köln nicht selbst im Elternhaus gewohnt hätten, wäre ihnen besonders im Rückblick bewusst geworden, wieviel Unterstützung der Förderverein für krebskranke Kinder e.V. Köln den Patientenfamilien gibt. Unbürokratisch. Pragmatisch. Vor Ort.
Und sie sprach von der Forschungsförderung, die seit Anbeginn des Vereins ein wichtiges Anliegen ist. So überleben heutzutage über 80% der Patienten, genau wie ihr heute 17jähriger Sohn.
Mit einem Schmunzeln erläuterte sie dem Publikum, dass sie mit den Benefizkonzerten endlich eine Form für sich gefunden hätte, den Förderverein für krebskranke Kinder e.V. Köln als ihre Herzensangelegenheit zu unterstützen – denn sie hätte keine Lust auf Basteln oder Waffeln backen gehabt …
Wir sind beeindruckt von der Offenheit rund um die anstrengende Zeit in ihrem Leben und wünschen Familie Friedrich von Herzen alles Gute!
An die Konzertbesucher in Tente richten wir natürlich unseren Dank für die großzügigen Spenden! Die unglaubliche Summe von 1.500 € kam in den liebevoll aus Holz geschnitzten Spendenboxen zusammen.
Das diesjährige Benefizkonzert diente als Pilotprojekt für simply Cello-Konzerte in einer Größenordnung bis zu 500 Zuhörern. Wer also Johannes Friedrich für einen kleinen oder großen Rahmen buchen möchte, findet alles Wissenswerte auf www.simply-cello.de