Nadine und Johanne haben sich eingesetzt. Im wahrsten Sinne „mit Schweiss und Tränen“. Sie nutzten die Vorbereitungszeit auf DEN New Yorker Marathon im kompletten Jahr 2017, um unermüdlich für unseren Förderverein zu werben und Spenden für unsere Familien zu sammeln.
Am besten beschreiben sie selbst, wie sie diese Zeit erlebten:
Alles begann mit unserem Traum. Mit unserem Traum vom Marathon. Aber nicht von irgendeinem Marathon, sondern vom New York Marathon.
Das war im Herbst 2016. Wir, Nadine und Johanne, hatten in den vergangenen Monaten und auch Jahren erlebt wie gleich mehrere Familienmitglieder, Freunde, Alte, Junge an Krebs erkrankten. Wir hatten gesehen, wie von heute auf morgen Selbstverständliches in sich zusammenbrach – und wie es manchmal auch zu spät für Träume war. Wie die Dinge, die man ‚irgendwann mal erleben wollte‘ nun nicht mehr erlebt werden konnten. Umso mehr war uns klar: Wenn wir den New York Marathon wirklich laufen wollten, dann jetzt! Gleichzeitig waren wir unglaublich dankbar dafür, dass wir die Gelegenheit hatten, unseren Traum zu leben. Deshalb wollten wir anderen Mut machen, auch zu träumen. Die Idee des Lauf- und Spendenjahres 2017 war geboren.
Da wir beide als Grundschullehrerinnen arbeiten, lag uns das Wohl von Kindern besonders am Herzen. Im November 2016 durften wir Monika Burger-Schmidt vom Förderverein für krebskranke Kinder e.V. in Köln kennenlernen. Sie zeigte uns an einem Freitagnachmittag das Elternhaus auf der Gleueler Straße und berichtete von allem, was der Förderverein für die an Krebs erkrankten Kinder und ihre Familien tut. Wir verließen das Elternhaus nach einer Stunde anders als wir gekommen waren. Wir hatten in dieser einen Stunde erlebt, was wirklich zählt im Leben, was wirklich wichtig ist. Für diese Kinder, Eltern, Geschwisterkinder, Familien, Mitarbeiter wollten wir ein Jahr lang laufend Spenden sammeln. Ganz nach dem Motto: ‚Krebs ist doof. Spenden nicht.‘ Besonders beeindruckt hat uns dabei das große Bild, das unten im Foyer des Elternhauses hängt und das der erste Patient vor vielen Jahren gemalt hat. Es trägt die Überschrift ‚Nur Fledermäuse lassen sich hängen‘. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, wie sehr uns dieser Satz während des Jahres begleiten würde.
Schnell waren ein Logo bestehend aus Dom und Freiheitsstatue entworfen, Laufshirts gedruckt und eine Spendendose entworfen. Und dann ging es mit einem ersten Spendenkaffeetrinken los. Vom Bedburger Brezellauf an Silvester, über die Porzer Winterlaufserie, den Düsseldorfer Brückenlauf, den Kölner Halbmarathon waren wir zeitweise fast drei Mal pro Monat als Spendenläuferinnen bei den unterschiedlichsten Läufen unterwegs. Flyer vom Förderverein und die Spendendose waren immer mit dabei. Ein besonderer Moment war als uns der Veranstalter des Donatuslaufes in Erftstadt ansprach und uns einlud den ganzen Tag vor Ort Spenden zu sammeln, uns Freistarts und laufend Informationen über ‚Laufen macht Mut‘ von einem professionellen Ansager verbreitet anbot. Natürlich haben wir angenommen. Insgesamt hatten wir beide bis zum Oktober schon ungefähr 150 Laufkilometer alleine in Wettkämpfen gesammelt. Mit den Trainingsläufen zusammen waren es ungefähr 800 Laufkilometer. Wir waren durch die Spendenaktion mit unglaublich vielen Menschen bei den Laufveranstaltungen ins Gespräch gekommen und hatten viele bewegende persönliche Geschichten gehört.
Im Sommer wurde es dann ernst, als das eigentliche Marathon-Training begann. Waren es bis dahin eher kürzere Trainingseinheiten gewesen, begann nun die Zeit der ‚langen Läufe‘: 20km, 25km, 30k. Anfang Oktober hatte Johanne plötzlich Schmerzen im Knie. Die Diagnose des Orthopäden war vernichtend: Die Kniescheibe ist entzündet. Es gibt Mikrobrüche. Bei weiterer Belastung kann sie brechen. Seine Empfehlung: „Sagen Sie den Marathon ab.“ Johanne war dabei sich einzugestehen, dass der große Traum geplatzt war. Ihre Lauftrainerin sah das anders: „Du brauchst anderes Training, einen anderen Arzt und vor allem eine andere Einstellung.“ Und da war er der Satz: „Nur Fledermäuse lassen sich hängen.“ Und die Frage: „Wie will ich denn anderen Mut machen, wenn ich jetzt aufgebe?“ Und da an Laufen nicht mehr zu denken war, trainierte Johanne jetzt im Wasser: Schwimmen und vor allem Aquajogging. Und wer schon einmal Intervalltrainings im Wasser gemacht hat, weiß: Das war härter als alle anderen Läufe.
Nadine hingegen spulte tapfer nun alleine Kilometer um Kilometer ab. Und auch bei ihr machten sich langsam erste Ermüdungserscheinungen bemerkbar.
Ende Oktober war es dann soweit: Wir stiegen ins Flugzeug nach New York. Dort erwarteten uns bewegende Momente – der erste Abend in unseren Spendenshirts auf dem Times Square und die Verewigung auf der Marathon Grußwand im Pavillon im Central Park. Wir hatten den Förderverein für krebskranke Kinder e.V. nach New York gebracht. So stolz wie wir waren, war die Woche ein Wechselbad der Gefühle. Wir waren so dicht dran an unserem großen Traum und gleichzeitig war das Ziel noch 42,195 km entfernt. Was wenn wir es nicht schaffen würden? Schließlich waren wir noch nie so weit gelaufen.
Der große Tag rückte näher. Um 6 Uhr morgens wurden wir mit dem Bus im Hotel abgeholt und mit insgesamt über 50000 anderen Läufern nach Staten Island gefahren. In unserem Starting Village mussten wir fast vier Stunden bis zum Startschuss warten, aber die Stimmung der anderen Läufer zog uns schnell in den Bann. Dass Marathon in Amerika etwas ganz anderes bedeutet als hier wurde uns spätestens klar, als alle Läufer um uns herum aufstanden und applaudierten. Was war los? Teilnehmer in Rollstühlen, auf Krücken, Blinde, Beinamputierte begaben sich in ihre Startposition. Ältere Herren im Rollstuhl, die von älteren Damen geschoben wurden und umgekehrt. So etwas hatten wir hier noch bei keinem Marathon erlebt. Wir hatten auch noch nie so viele Menschen gesehen, die für einen guten Zweck laufen oder als Tribut an einen verstorbenen Verwandten oder Freund. Und dann ging es auch für uns los. Bei 13 Grad und Nieselregen fiel der Startschuss und es ging los über die Verrazano Narrows Bridge hinüber nach Brooklyn und von da weiter durch Queens, Bronx und am Ende zum Zieleinlauf in den Central Park in Manhattan. Nadine lief und lief und lief. Die letzten Kilometer zogen sich für sie wirklich. Aber immer wieder wie ein Mantra ging es durch ihren Kopf „Nur Fledermäuse lassen sich hängen.“ Nach 4:21:12 Stunden war sie glücklich im Ziel. Für Johanne, die von ihrem Arzt strengstes Laufverbot erhalten hatte, aber die Option zu gehen, dauerte es länger, aber auch sie hat es in 6:58:29 Stunden glücklich geschafft.
Das Ganze ist nun schon ein paar Wochen her. Mit einem Spendenkaffeetrinken als Dankeschön als Dankeschön endete das Projekt. Insgesamt sind 4.600 € für den Förderverein für krebskranke Kinder e.V. zusammengekommen.
Wir sagen DANKE für Euren Mut und Euer Durchhaltevermögen. Wir finden es sagenhaft, dass Ihr auch bei den größten Anstrengungen immer wieder Eure Fans darauf aufmerksam gemacht habt, dass es betroffene Familien gibt, die Unterstützung brauchen in ihrer Anstrengung, gegen den Krebs des Kindes zu kämpfen.
GUTE ERHOLUNG!
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