Meine Tochter Venna war drei Monate alt, als sie im November 2001 an Leukämie erkrankte. Das Unvorstellbare, das Horrorszenario wurde Wirklichkeit.
Neben dem kaum zu verarbeitende Schock, all den überlebensnotwendigen Entscheidungen und dem Trösten traf es mich als allein erziehende, arbeitslose Mutter auch in einer finanziell sehr engen Situation. Da stand nach wenigen Tagen eine Frau im Zimmer, stellte sich als Leiterin des Elternhauses vor und bot mir Hilfe an, einfach so, sie kannte mich doch gar nicht! Es war die Rettung und das sollte noch oft so sein in den nächsten 21 Monaten.
Da waren die guten Gespräche, der liebevolle Umgang mit Venna. Das beim Stationsessen jemand sie übernahm, auf dessen Arm sie sich wohl fühlte, auch das blieb bis zum Ende so, und ich einmal in Ruhe essen konnte. Dann nach drei Monaten Station konnten wir die ersten Wochenenden nach Hause und dort grassierte die Grippe. Super, wohin sollte ich hin mit meinem immundepressiven Kind? Ins Elternhaus! Die Oase, endlich wieder eigene Räume, selber Essen machen, ein Spielzimmer, einfach nur Mutter und Kind sein, ein wenig Alltag klauen inmitten der Therapie. Von da an war das Elternhaus mit seinem Spielzimmer und seinen lieben Leuten festes Ziel auf unseren zahllosen Spaziergängen.
Und immer wieder auch ein Zuhause auf Zeit, immer war dort ein Platz für uns, wenn wir z.B. die Wohnung renovierten und Venna dem Staub und Dreck nicht ausgesetzt sein sollte. Venna wurde größer und selbstständiger, welch ein wunderbarer Moment, sie mit Annika und Ines spielen zu sehen, ein Hauch von Kindergarten auf der Station!
Als der Rückfall kam und damit eine Stammzellentransplantation unsere letzte Chance war, da halfen die Leute vom Elternhaus/Förderverein zusammen mit meiner Familie und Freunden die Spendersuche zu organisieren. Während wir uns durch die Chemo kämpften, die keinen Platz und Kraft für irgendetwas anderes ließ, führten sie einen Aktionstag durch, bei dem sich mehrere hundert Menschen als Spender registrieren ließen.
In den Wochen des Abschieds, da waren es die Hände, die hielten, die Worte, die halfen, aber auch die Schaukel hinterm Elternhaus, die uns friedliche Momente schenkte. Und dann ganz zum Schluss wieder die finanzielle Seite, dank dem Zuschuss des Fördervereins brauchte ich mir keine Sorge um die Beerdigungskosten machen, eine riesige Erleichterung!
Danke für so vieles und vielfältiges!
Daike Lohmeyer