Jonathan: Nicht dabei und doch mittendrin

Der Förderverein für krebskranke Kinder e. V. Köln gehört zu den ersten in Deutschland, die sich für den Einsatz von Avataren in der Schule stark machten. Seit 2019 verleihen wir vereinseigene Telepräsenz-Roboter an die Schulen krebskranker Kinder und Jugendliche. Dazu gehört auch Jonathan (16 Jahre).

Im Herbst 2023 erkrankte Jonathan an einem Lymphom und entschied sich schnell für die Nutzung des Avatars, um digital und interaktiv am Unterricht teilnehmen und den Kontakt zu seiner Klasse aufrecht erhalten zu können. Diese Möglichkeit fand er für sich passender als den Hausunterricht, bei dem ein Lehrer seiner Schule ihn zuhause unterrichtet hätte.

Der tägliche Umgang mit dem Avatar

Jonathan erzählt: „Zuhause hat die Teilnahme am Unterricht mit dem Avatar gut funktioniert. Im Zweibettzimmer im Krankenhaus bin ich oft aus Rücksicht auf die Mitpatienten, denen es nicht gut ging, ins Wohnzimmer der Station gegangen und habe von dort gearbeitet – vorausgesetzt, das WLAN der Klinik hat mitgespielt.

Ich fand es gut, dass ich die Lehrer und die Schüler sehen konnte, sie mich aber nicht. Manchmal habe ich über die Emoji-Augen des Avatars der Klasse gezeigt, wie es mir ging. Ich habe meist zugesehen und mich nur wenig über den Avatar gemeldet, da es sich komisch angefühlt hat, dass die anderen einen nicht sehen können, wenn man etwas sagt. Ich habe mich in allen Haupt- und Nebenfächern zugeschaltet. Bei Chemie war es schwierig, da konnte ich nur zusehen, wenn dort Versuche gemacht wurden. Meine Klasse hat den Avatar auch mit in die Pausen genommen. Da konnte ich auch mal ohne die Lehrer mit ihnen sprechen.“

Unterstützung der Mitschüler ist wichtig

Und die technischen Bedingungen? „Die Bildqualität war gut, vorausgesetzt die Internetverbindung war stabil“, erzählt Jonthan, „auch der Empfang vom Ton war gut, wenn nicht alle durcheinander gesprochen haben.“ Jonathan freut sich, dass seine Klasse den Avatar gut angenommen hat. „Anfangs haben sich einige Mitschüler darum gekümmert, dass der Avatar geladen, eingeschaltet und im richtigen Klassenraum stand. Mit der Zeit haben sich dann alle in der Klasse verantwortlich gefühlt. Ich habe über die Klassen-WhatsApp-Gruppe Bescheid gegeben, wenn ich Termine in der Klinik hatte und mich nicht zuschalten konnte.“

Positive Effekte auf die Schulleistung

Jonathans Mutter freut sich über die Unterstützung der Schule und über die guten Noten ihres Sohns: „Da Jonathan in der Abschlussklasse ist, war der Avatar für ihn sehr wichtig. Ich musste Jonathan nie erinnern, sich mit dem Avatar zu verbinden. Er hat selbständig dran gedacht, nachmittags seine Hausaufgaben zu machen und per Mail an die Schule zu schicken. Ich fand es schön, dass er den Kontakt zu seinen Mitschülern und Freunden aufrechterhalten konnte, gerade auch in den Pausen.“

Alle sind stolz auf Jonathan

Auch Jonathans Klassenlehrerin kann viel Gutes berichten: „Ich habe sowohl von meinen Kollegen und Kolleginnen als auch von meiner Klasse durchweg positive Rückmeldungen zum Avatar erhalten. Alle waren begeistert, dass Jonathan über den Avatar (den wir übrigens „Bodo“ getauft haben, da dies Jonathans Zweitname ist und irgendwie zu dem kleinen Roboter passte) weiterhin ein Teil von uns sein konnte. Er konnte das Unterrichtsgeschehen darüber verfolgen und hat auch in Arbeitsphasen mit Mitschülern zusammengearbeitet. Gemeldet hat Jonathan sich eher seltener – ich glaube aber, dass es schon ein hohes Maß an Konzentration braucht, um alles mitzubekommen. Er hat sich dann zu Hause intensiv mit den Inhalten beschäftigt und uns seine Ergebnisse immer über die Lernplattform „Moodle“ hochgeladen. Dass er mit diesem Verfahren erfolgreich war, zeigt sich darin, dass er wenige Tage nach seiner Rückkehr in die Schule sofort die beste Mathearbeit geschrieben hat. Wir sind alle sehr stolz darauf, wie er die letzten Monate gemeistert hat.“