Ein Leben, vergänglich wie ein Blatt,
Schwebt hinab vom Baum.
Doch der Baum selbst, er trotzt der Zeit
Und bleibt bestehen.
Zeit vergeht, die Trauer nicht
Am 10. Dezember 2023 lud der Förderverein Familien zum gemeinsamen Gedenken ihrer verstorbenen Kinder ein. In der adventlichen Dämmerung startete der Nachmittag mit einer Gedenkfeier in der Paul-Gerhardt-Kirche am Lindenthalgürtel. Barbara Boßhammer, Vorstandsmitglied des Fördervereins, erzählt welche persönliche Bedeutung dieser Tag für sie hat:
„Die Gedenkfeier des Fördervereins begleitet unsere Familie seit dem ersten Todesjahr unserer Tochter Katja. In diesem Jahr sind es unglaubliche 10 Jahre her, dass wir uns von ihr verabschieden mussten. In unserem Leben ist seither so viel ohne Katja passiert. Ihre zwei Geschwister wurden geboren, mein Mann und ich sind beruflich eingespannt – also versinken wir oft, wie so Viele, im Alltagstrubel.
‚Trauer braucht einen Ort‘, diese Worte von Pastor Spengler sind mir sehr präsent geblieben. Das kann ein innerer Ort sein, ein Datum oder ein physischer Ort für die Erinnerungen an den geliebten Menschen. Für mich ist dies im besonderen Maße der zweite Sonntag im Dezember. An diesem Tag nehmen wir keine Einladungen an, wir hetzen nicht von Termin zu Termin. So können wir inmitten des gedrängten adventlichen Kalenders Ruhe finden.
Jedes Jahr aufs Neue bin ich sehr berührt. Die Trauer hat auch nach so vielen Jahren ihren Platz. Besonders wird dieser Tag für mich durch die Gespräche im Anschluss. Die liebevoll eingedeckten Tische im Elternhaus laden zum Anknüpfen an vergangene Gespräche ein und es ergeben sich neue. Familien, die seit über drei Jahrzehnten trauern, sind genauso willkommen wie diejenigen, die noch mitten im Trubel der ersten Wochen und Monate stecken.
Damit den Geschwisterkindern bei all den erwachsenen Gesprächen nicht zu langweilig wird, steht ihnen das Spielzimmer offen und das pädagogische Team lässt sich immer wieder schöne Sachen zur Beschäftigung einfallen.
Ich hoffe, dass diese Gemeinschaft vielen anderen Familien ähnlich Kraft spenden kann. DANKE an das Team und allen Helfern, die dies uns immer wieder ermöglichen!“
Für verwaiste Familien da: das Elternhaus
Seit mehr als zwei Jahrzehnten lädt der Förderverein gemeinsamen Gedenken an die verstorbenen Kinder an. Das Datum am 2. Sonntag im Dezember ist an den weltweiten Gedenktag für verstorbene Kinder angelehnt. Über die Jahre haben sich dabei Rituale entwickelt, u.a. bringen die Familien eine Kerze für ihr Kind mit, das auf einer Holzbrücke entzündet wird. Viele suchen sich eine besondere Kerze zu Hause aus oder haben eine Kerze mit dem Namen des Kindes gestaltet.
Die Corona-Pandemie und die Beschränkung des öffentlichen Lebens wirkte sich auch auf dieses Angebot aus. Das Elternhausteam versuchte in den vergangenen drei Jahren, die Familien bestmöglich zu erreichen. Sie versendeten passend zum Gedenktag liebevoll gestaltete Päckchen mit Kerzen, Gedanken zum Anregen und zum familiären Gedenken in kleinerem Rahmen. Im Jahr 2022 wurde die Gedenkfeier aus (Infektions-) Sicherheitsgründen in den Spätfrühling verlegt. Bei sommerlichen Temperaturen empfing das Elternhaus die Familien draußen im Außengelände.
Es ist schön, dass dieser besondere Tag wieder gemeinsam mit allen Familien in der Paul-Gerhardt-Kirche und im Elternhaus begangen werden kann.